So gelingt das barrierefreie Wohnzimmer
Ihr Zuhause ist Ihr Wohlfühlort und soll dies auch im Alter bleiben. Planen Sie daher vor: Schon kleine Veränderungen im eigenen Heim können Barrieren im Alltag aufheben. Ein altersgerechtes bzw. barrierearm gestaltetes Zuhause ist für Senioren nicht nur praktisch, es bedeutet ebenso ein unabhängigeres Wohnen im Alter. Hier finden Sie praktische Tipps und Informationen für ein barrierefreies Wohnzimmer.
7 Praxistipps für Ihr barrierefreies Wohnzimmer
Das Wohnzimmer ist ein Raum, in dem Sie sich entspannen und gerne Zeit verbringen. Damit Sie auch im Alter in Ihrem Lieblingsraum wohlfühlen können, haben wir für Sie einige Tipps zusammengestellt, die Sie mit Ihren Angehörigen umsetzen können.
So kommen Sie kurzerhand zu Ihrem barrierefreien und altersgerechten Wohnzimmer.
Tipp 1: Weniger Möbel, mehr Platz
Viele Möbel sind Ihnen lieb und teuer, werden aber kaum genutzt. Trennen Sie sich von unnötigen Stücken! Das gibt Ihnen, Ihren Angehörigen oder Pflegepersonal Platz für Bewegung. Stehlampen beispielsweise können durch Wandlampen ersetzt werden. Bilderrahmen, die bisher auf der Kommode Platz fanden, können ebenfalls an der Wand aufgehängt werden. So können sie nicht herunterfallen, wenn man sich an den Möbeln festhält. Generell gilt: Weniger ist mehr. Telefontische, Zeitungsständer und andere Kleinmöbel können schnell im Weg stehen.
Tipp 2: Keine Stolperfallen
Vermeiden Sie Stolperfallen wie hohe Teppichkanten oder rutschende Teppiche. Setzen Sie auf rutschfeste Matten, die dem Teppich Halt auf dem Boden geben. Legen Sie sie so aus, dass die Teppichkanten unter Möbeln liegen oder trennen Sie sich von zu hochflorigen Teppichen und Läufern.
Tipp 3: Ein hoher Couchtisch
Schaffen Sie genug Platz um den Couchtisch. Zu enge Wege können Sie schneller stolpern lassen.
Die oftmals geringe Höhe des Tischs sorgt dafür, dass man ihn übersieht und häufig schmerzhaft gegen ihn stößt. Ein mindestens 50 cm hoher Couchtisch kann helfen, da er auffälliger ist.
Tipp 4: Keine losen Kabel
Befestigen Sie lose Kabel! Sie liegen häufig im Weg und führen so schnell zu Stürzen. Die Kabel können mit Hilfe eines Kabelkanals an der Wand entlang befestigt werden.
Tipp 5: Keine instabilen Möbel
Möbel müssen feststehen, um als Abstützhilfe fungieren zu können. Achten Sie daher bei Ihren Möbeln darauf, dass sie nicht wackeln. Tauschen Sie instabile Möbel aus, lassen Sie die Möbelfüße anpassen bzw. lose Schrauben festziehen.
Tipp 6: Mehr Helligkeit und Licht
Geben Sie Ihrem Zimmer einen Anstrich! Helle Farben und leichte Gardinen bringen Licht in dunkle und kleine Zimmer. So sieht man besser, findet sich einfacher zurecht und registriert Hindernisse eher.
Weg mit samtig schweren Vorhängen, die Ihr Wohnzimmer abdunkeln. Lassen Sie das Sonnenlicht einstrahlen - das sorgt zusätzlich für gute Laune.
Tipp 7: Passierbare Schwellen und Übergänge
Sorgen Sie für passierbare Schwellen anstelle von Hindernissen! Flache oder rampen-ähnliche Übergänge von Zimmern und Balkon- bzw. Terrassentüren sind leichter und sicherer zu bewältigen. Machen Sie sich den Schreiner zum Freund! Zimmerübergänge und höhere Schwellen können durch kleine Holzzuschnitte mit leichtem Winkel geebnet werden.
Die richtige Einrichtung für Ihr barrierefreies Wohnzimmer
Haben Sie die ersten einfachen Praxistipps schon umgesetzt, kann ein nächster Schritt eine passende Einrichtung sein, die den Alltag erleichtert:
Aufbewahrung leichtgemacht
Spezielle Schränke für Menschen mit eingeschränkter Bewegung machen Bücken oder Strecken unnötig. Zwei Beispiele:
- Ein Schrank, der im Grunde wie ein Paternoster funktioniert, kann Ihnen per Knopfdruck ein Regalfach auf Augenhöhe platzieren.
- Eine ähnliche Funktionsweise hat ein spezielles Regal, dessen obere Fächer automatisch nach vorn und dann nach unten fahren. So wird bewegungseingeschränkten Personen das Erreichen aller Fächer ermöglicht.
Egal, ob Sie sich für einen Spezialschrank entscheiden oder erstmal auf Ihre altbewährten Möbel setzen: In jedem Fall sollte vor Schrankelementen genug Platz sein, um eine Gehhilfe oder einen Rollstuhl zu nutzen und gegebenenfalls mit einer Greifzange nach Gegenständern greifen zu können.
Sitzgelegenheiten planen
Weiche Polster und tiefe Sofa und Sessel sind zwar sehr bequem, erschweren Ihnen allerdings das Aufstehen. Festere Polster und hohe Sitzmöbel sind die bessere Wahl zum Abstützen und um in den sicheren Stand zu kommen.
Mittlerweile gibt es Sessel mit integrierten Aufstehhilfen, die Ihnen das Aufstehen aktiv erleichtern. Diese heben Sie automatisch nahezu in den Stand. Dabei fährt der gesamte Sitz langsam hoch und nach vorne.
Gute Beleuchtung
Achten Sie bei der Einrichtung des barrierefreien Wohnzimmers auf gute Beleuchtung, die in Ihrer Helligkeit regulierbar ist. Mit dieser können Sie auch noch abends Ihren Hobbys wie Handarbeiten oder Lesen nachgehen. Auch indirekte Beleuchtung ist dafür geeignet. Im Optimalfall regulieren Sie mit einer Fernbedienung die Helligkeit. So ist es Ihnen möglich, die Zimmerbeleuchtung im Sitzen anzupassen.
Eine gut ausgeleuchtete Wohnung kann helfen, Stürze zu vermeiden. Zu den praktischen Hilfsmitteln zählen auch per Bewegungsmelder aktivierbare Lampen. Diese geleiten Sie auch nachts sicher zum nächsten Raum oder Treppen- bzw. Flurbereich. Die Suche von Lichtschaltern im Dunkeln bleibt Ihnen damit erspart.
Aufrichthilfen geben Halt
Investieren Sie in neue, altersgerechte Möbel? Achten Sie auf Hilfen wie Armlehnen, Stützen oder Aufrichthilfen. Diese geben Ihnen Sicherheit bei der Nutzung der Möbel.
Barrierefreiheit im Wohnzimmer für Rollstuhlfahrer
Das Wohnzimmer barrierefrei herzurichten ist für ein selbstständiges Wohnen im Alter wichtig. Gerade für Senioren, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sind Änderungen im Wohnumfeld kaum zu vermeiden. Dann kann ein gut geplanter Umbau helfen, um dem sorgenfreien Leben gerecht zu werden. Hilfestellung bietet die DIN Norm 18040-2, die wichtige und nützliche bauliche Maßnahmen und Abmessungen beinhaltet.
Haben Sie vor, Ihren Wohnraum umzubauen oder vielleicht umzuziehen, sollten Sie diesen Empfehlungen nachkommen, damit später eine optimale Barrierefreiheit Ihren Alltag erleichtert.
Je nach Abständen und Maßen werden Wohnungen als „barrierefrei nutzbare Wohnungen“ oder „barrierefreie und uneingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbare Wohnungen“ unterschieden. Letzteres bietet Ihnen als Rollstuhlfahrer Zugänglichkeit zu allen Wohnräumen mit genügend Platz und ist als nachhaltige Lösung zu empfehlen. Erstes bietet nur eingeschränkteren Platz für Bewegung und erfordert schon etwas Geschick mit einem Rollstuhl. Dies kann aber durchaus schon reichen, wenn Sie sich selbstständig mit einer Gehhilfe bewegen.
Die DIN Norm 18040-2 gilt auch für alle anderen Räume wie z.B. die barrierefreie Küche und das barrierefreie Schlafzimmer.
Empfehlungsmaße nach DIN Norm 18040-2
So groß sollte die Fläche zum Drehen sein:
- 120 cm x 120 cm für mobilitätseingeschränkte Bewohner
- 150 cm x 150 cm für Rollstuhlfahrer
So sollte die Mindesttiefe vor Möbeln sein:
- 90 cm für mobilitätseingeschränkte Bewohner
- 150 cm für Rollstuhlfahrer
Bauliche Maßnahmen für das barrierefreie Wohnzimmer
Ein optimales und rollstuhlgerechtes Wohnzimmer sollte eine Mindestgröße von 20 m2 haben. Hier bietet sich an, zwei Räume ggf. zusammen zu legen, um die erwünschte Größe zu erreichen.
Tiefliegende Fenster mit einer Brüstungshöhe von 60 cm ermöglichen auch sitzend den Blick nach draußen. Werden Fenster eingeplant, sollte mindestens eins davon automatisch für Sie zu öffnen sein.
Auch die Höhe der Griffe sollte beachtet werden und 85 bis 105 cm betragen, um erreichbar zu sein. So können Sie eigenständig die Fenster öffnen.
Grenzt ein Balkon an Ihr barrierefreies Wohnzimmer, sollte es auch einen ebenen Zugang vom Zimmer geben. Ohne Hindernis gelangen Sie dann auf Ihren Freisitz und können jederzeit die frische Luft genießen. Türen, egal ob zum Balkon oder vom Wohnzimmer in den nächsten Wohnraum, müssen eine Breite von 80 cm aufweisen, für Rollstühle sind 90 cm einzuplanen.
Vor und hinter Türen muss ausreichend Platz vorhanden sein, weshalb es sich anbietet, Durchgangszimmer zu vermeiden. Der großzügig berechnete Platz erleichtert es Ihnen, die Tür mit Gehhilfe oder Rollstuhl zu passieren, sich zu drehen und die Tür wieder schließen zu können. Viele nützliche Geräte wie automatische Türöffner und Schiebetüren können ein barrierefreies Wohnzimmer zudem unterstützen.
Ziehen Sie Ihre Angehörigen zurate
Je nachdem, ob Sie einen Umbau planen, spezielle Einrichtungsgegenstände anschaffen oder die schnellen Praxistipps umsetzen möchten, empfehlen wir Ihnen, Ihr Vorhaben mit Ihren Angehörigen abzusprechen. Diese haben oft gute Ideen und können Sie am besten dabei unterstützen, zügig Barrierefreiheit zu schaffen und ein sorgenfreies und altersgerechtes Wohnen umzusetzen.