Die barrierefreie Küche
Wer die Räumlichkeiten seines eigenen Zuhauses problemlos bis ins hohe Alter nutzen möchte, der sollte sich frühzeitig über die Möglichkeit der Einrichtung einer barrierefreien Küche informieren. In jungen Jahren ist vieles einfacher: Ist etwas zu hoch, reckt man sich oder steigt auf eine Trittleiter. Steht etwas zu niedrig, bückt man sich. Arbeiten werden im Stehen erledigt. Im Alter ist der Alltag im Haus längst nicht mehr so simpel. Gerade in der Küche merkt man, wenn der Körper nicht mehr so mitspielt wie früher.
Will man im Alter seinen Wohnraum nutzen wie gewohnt, sind vor allem Badezimmer und Küche Räume, die umfassend, am besten direkt für ein barrierefreies Wohnen angepasst werden müssen. Ein barrierefreies Wohnzimmer oder Schlafzimmer ist schnell mit den richtigen Möbeln für Senioren hergerichtet und eine Treppe ist ohne großen Aufwand mit einem Treppenlift zu versehen, doch die Küchenplanung für die späteren Jahre erfordert weitergehende Umbauten.
Warum eine barrierefreie Küche?
Eine barrierefreie Küche erleichtert die alltägliche Arbeit im Haushalt, indem für die Erreichbarkeit aller Schränke und Elektrogeräte gesorgt wird und der nötige Bewegungsfreiraum gegeben ist.
So können Menschen, die im Alter körperliche Einschränkungen erfahren, ihre gewohnte Umgebung barrierefrei nutzen – sogar mit einer Gehhilfe oder einem Rollstuhl.
Richtlinien für eine barrierefreie Küche
Die gesetzlichen Vorgaben und Empfehlungen für die barrierefreie Küchenplanung gehen von einer stark eingeschränkten Mobilität bzw. von einer Nutzung als Rollstuhlfahrer aus.
Sicher trifft das nicht auf jeden Menschen zu, der sich mit einem altersgerechten Umbau seiner Küche beschäftigt. Trotzdem liefert die DIN-Norm 18025 nützliche Hinweise für die Planung.
Beispiele für umsetzbare bauliche Maßnahmen
Unterschränke/Oberschränke
- Ausziehschränke und Schubladen machen die Handhabung der Unterschränke einfacher.
- Unterschränke können komplett durch Rollcontainer ersetzt werden, da sie bei Bedarf verschoben werden können.
- Hohe Oberschränke sollten absenkbar und zur besseren Übersicht mit Glasboden und Fronten ausgestattet sein
Elektrogeräte
- Backofen, Mikrowelle, Kühlschrank, Gefrierschrank, Geschirrspüler etc. sollten im Zugriffsbereich eingebaut werden.
- Der Dampfabzug über dem Kochfeld wird idealerweise mit Fernbedienung gesteuert.
- Steckdosen und Lichtschalter werden unterhalb der Arbeitsplatte integriert, um sie leichter erreichbar zu machen.
Arbeitsflächen/Arbeitsplatten
- In einer rollstuhlgerechten Küche sollten Arbeitsplatten senkrecht unterfahrbar sein.
- Vor Arbeitsflächen/Arbeitsplatten ist ein Platz von 120 x 120 cm zur Bewegung einzuplanen. Um rollstuhlgerechtes Manövrieren zu ermöglichen, werden sogar 150 x 150 cm empfohlen.
- Auch die Kochstelle sollte unterfahrbar sein.
- Die Höhe der Arbeitsplatte bzw. Arbeitsflächen ist individuell nach der Körpergröße und dem Bewegungsspielraum des Nutzers zu planen.
- Ein langer Brauseschlauch in der Spüle macht die individuelle Handhabung einfacher.
Sicherheit
- Ein Relingsystem in Greifhöhe um die gesamte Küchenfront schützt vor Stürzen.
- Der Bodenbelag sollte rollstuhlgeeignet und rutschhemmend sein.
Individuelle Anpassungen der Küche
Eine Anpassung zu mehr Barrierefreiheit in der Küche wird notwendig, wenn das derzeitige System eine Nutzung schwierig oder anstrengend macht. Vor allem Sicherheitsaspekte spielen hier eine große Rolle und stellen besondere Anforderungen an das altersgerechte Wohnen.
Das wichtigste Maß beim barrierefreien Umbauen und bei der barrierefreien Umplanung der Küche ist der Nutzer. Die Höhe der Schränke, der Einbau der Elektrogeräte und viele weitere Aspekte müssen sich nach dem Aktionsradius und den Bewegungsmöglichkeiten des Nutzers richten. Denken Sie auch an jeweilige Anpassungen Ihrer Bedürfnisse, sollten Sie in eine Senioren-WG ziehen.
Optimal für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sind elektromotorisch verstellbare Schränke und Arbeitsplatten. So erreicht man alles Notwendige auch im Sitzen.
Ist die Mobilität jedoch nur eingeschränkt, können beispielsweise Arbeitsflächen auch wieder hochgefahren werden, um Schneiden oder Kochen auch im Stehen zu erledigen.
Barrierefrei und seniorengerecht durch kleine Anpassungen
Ein leichteres Handicap im Alter lässt sich oft durch einzelne, kleinere Maßnahmen ausgleichen und erfordert keine großen Umbauten von Arbeitsplatten, Unterschränken oder Elektrogeräten, wenn diese ohnehin in passender Höhe angebracht sind.
Beispiele für seniorengerechte Anpassungen
- Durchblick ermöglichen: Glasböden machen Dinge in hohen Schränken leichter erkennbar und langes Suchen und Recken unnötig.
- Inhalte umplanen: Oft genutzte Lebensmittel, Gewürze oder täglich benötigtes Geschirr kann in Unterschränken gelagert werden, seltener genutzt Dinge in unteren Fächern der Oberschränke.
- Höhe ändern: Normale Hängeschränke sollten nicht höher als 1,40 m bis zur Unterkante angebracht sein. Hier kann man ggf. nachbessern.
- Mobile Aufbewahrung: Rollcontainer mit Schubladen bieten Platz im Raum, falls hohe Oberschränke nicht mehr erreichbar sind.
- Sitzmöglichkeiten einplanen: Ein stabiler Stuhl, der nicht wegrutschen kann, sollte immer in der Nähe bereitstehen.
- Sicherer Stand: Ein Handlauf entlang der Arbeitsplatte ermöglicht einen guten Stand.
- Griffiger Boden: Der Küchenboden sollte antirutsch-beschichtet sein und keine Wellen oder Löcher aufweisen.
- Alltägliche Küchenhilfen: Das Leben erleichtert man sich mit kleinen Hilfen, vom Dosenöffner bis zur Greifhilfe, von der Eieruhr zur Erinnerung beim Kochen und Braten bis zur Zeitschaltuhr am Backofen.
Finanzierung barrierefreier Küchenumbauten
Eine Küche seniorengerecht oder rollstuhlgerecht umzubauen verursacht Kosten. Die KfW-Bank unterstützt mit dem Programm 159 für altersgerechtes Umbauen die Änderung des Raumzuschnitts von Küchen. Um einen Antrag auf Förderung für barrierefreies Wohnen zu stellen, sind Angaben zu den Kosten der Baumaßnahmen notwendig.
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