Annette Schäfer: Ein Treppenlift für meine Eltern
Annette Schäfer ist 51 Jahre alt. So lange sie denken kann, waren Ihre Eltern für sie da, haben sie unterstützt und standen ihr mit Rat und Tat zur Seite. Heute sind Mutter und Vater 75 und 78 Jahre alt und Annette Schäfer macht sich Gedanken über den Rollenwechsel von der Beschützten zur Beschützerin und den damit einhergehenden neuen Herausforderungen.
Ihr Anliegen: Die Eltern sollen so glücklich leben, wie sie es als Kind getan hat. Idealerweise in ihrem Haus, in dem sie seit 1977 wohnen. Um das möglich zu machen, möchte die Tochter das Elternhaus altersgerecht umbauen. Frau Schäfer erinnert sich:
Als mein Vater sich noch völlig fit fühlte, kletterte er auf einen Baum im Garten, hob die Motorsäge und machte sich daran, die zu ausladend gewordenen Äste zu stutzen. Ein Fehltritt und er fand sich zwei Meter tiefer auf seinem Rasen wieder. Er erlitt einen Oberschenkelhalsbruch, der im Krankenhaus operativ durch einen Teilersatz des Hüftgelenks behandelt werden musste.
Persönlicher Hintergrund:
- Vater und Mutter sind mit 75 und 78 Jahren beweglich eingeschränkt, der Vater leidet noch unter den Folgen eines Sturzes. Treppensteigen funktioniert nur mit großer Mühe.
- Annette Schäfer möchte ihre Eltern unterstützen, ist jedoch durch Job und eigene Familie zeitlich stark eingebunden.
- Die Eltern sahen keinen Handlungsbedarf und wollten ihrer Tochter keine Umstände machen. Erst lange Überzeugungsarbeit und die Bereitstellung vieler Informationen brachten ein Umdenken.
Auch wenn mein Vater seine Beweglichkeit heute zu einem Teil wieder gewonnen hat, bewältigt er Treppen oder starke Steigungen nur mit sehr viel Mühe und Anstrengung.
Meine Mutter konnte seine verminderte Mobilität einige Jahre im Haushalt kompensieren, ist aber heute selbst nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs. Allerdings sind meine Eltern ziemlich stur und sich sicher, dass sie gut klar kommen im Alltag und keine Hilfe benötigen.
Kein Wunder, dass ich aktiv geworden bin und einiges an Überzeugungsarbeit leisten musste, um meine Eltern dazu zu bewegen, wenigstens für Entlastung im eigenen Haus zu sorgen. Schließlich fühle ich mich verantwortlich, kann aber selbst nicht immer vor Ort sein, da ich Vollzeit in einer Anwaltskanzlei arbeite und selbst eine Familie habe. Die wenigen Momente Ruhe in der Woche, die ich habe, wären durch ständige Fahrten zu ihnen komplett aufgezehrt.
Natürlich habe ich ein schlechtes Gewissen, nicht ständig bei ihnen sein zu können, aber ein bisschen Recherche hat mir gezeigt, dass man mit ein paar einfachen Veränderungen im Haus wirklich viel bewegen kann. Und solange meine Eltern grundsätzlich noch eigenständig sind, wollte ich ihnen jeglichen Komfort ermöglichen, der dahingehend realisierbar ist. Sie sollen schließlich nicht aus ihrem Haus raus. Da hängen für sie und für mich viel zu viele Erinnerungen dran. Und alte Bäume soll man schließlich nicht verpflanzen.
Zuallererst habe ich mich über Treppenlifte informiert. Mehrere Anbieter haben mir Borschüren gesendet, mit denen ich mich ausführlich beschäftigt habe, um dann mit meinen Eltern darüber zu sprechen. Die wollten nichts davon wissen und fühlten sich viel zu jung für „sowas“.
Doch dann habe ich beim Marktführer von Treppenliften auch einen Kontakt zu einem älteren Paar bekommen, bei denen ich mir den Lift anschauen durfte. Meine Eltern habe ich dann einfach mitgenommen. Die wussten gar nicht, wo es hingeht aber staunten nicht schlecht, als sie plötzlich selbst einen Treppenlift ausprobieren durften. Die Besitzer sprachen zudem völlig begeistert von ihrem Lift, der ihnen so viel Selbstständigkeit und Komfort zurückgegeben habe. Immer wieder sagten sie: „Hätten wir uns nur früher dafür entschieden“.
Tja, nun haben meine Eltern also einen Treppenlift und wollen nicht mehr darauf verzichten. Hoch in den ersten Stock zu den Schlafzimmern oder runter in den Keller – funktioniert jetzt quasi alles über eine Schiene. Und weil die beiden sehen, welche Erleichterung das alles bringt, kommen jetzt nach und nach noch andere kleine Änderungen hinzu. Die Dusche wird umgebaut, so dass sie ebenerdig ist. Die zwei Stufen zur Haustür werden mit einem Geländer versehen. In den Flur kommt eine Bank, damit man sich im Sitzen die Schuhe ausziehen kann und die Rollläden bekommen Motoren und Zeitschaltuhren.
So ist es für meine Eltern weniger anstrengend und sie können ihr vertrautes Leben zu Hause genießen. Und ich muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mal ein paar Tage nicht vorbeischaue.