Wie Sie die geeignete Altersvorsorge finden
Der demografische Wandel verändert die Rentensituation in Deutschland. Selbst für Durchschnittsverdiener kann die gesetzliche Rente allein häufig keinen finanziell sorgenfreien Lebensabend mehr garantieren. Sind auch Sie bezüglich Ihres Auskommens im Alter verunsichert, empfiehlt es sich, zunächst einmal eine Bestandsaufnahme Ihrer Finanzen im Alter zu machen.
Sollte sich dabei tatsächlich herausstellen, dass eine sogenannte Rentenlücke besteht – eine Lücke zwischen dem voraussichtlichen Rentenerhalt und Ihrem voraussichtlichen finanziellen Bedarf im Rentenalter – bietet es sich an, sich mit einer zusätzlichen Altersvorsorge auseinanderzusetzen.
Ermittlung der Rentenlücke
Um herauszufinden, ob die zukünftige Rente Ihnen zum Leben reichen wird, müssen Sie überprüfen, wie viel Sie voraussichtlich aus der bestehenden Pflichtabsicherung erhalten werden. Hierzu orientieren Sie sich an den jährlichen Bescheiden über Ihre Renteninformation, die Sie vom gesetzlichen Rentenversicherungsträger erhalten. Die Website der Deutschen Rentenversicherung bietet Ihnen zudem einen Rentenhöhenrechner, mit dem Sie mit Hilfe Ihrer letzten Renteninformation den frühestmöglichen und regulären Beginn sowie die Höhe Ihrer Altersrente ermitteln können.
Als Richtwert kann ein Durchschnittsverdiener mit etwa eintausend Euro (netto) gesetzlicher Rente rechnen. Dieser Wert beruht allerdings rein auf Statistiken und wird sich im echten Leben von Person zu Person unterscheiden.
In einem zweiten Schritt können Sie sich nun darüber Gedanken machen, welche Ausgaben Sie später haben werden, die von Ihrer Rente gedeckt werden sollen. Punkte, welche hier beachtet werden müssen, sind beispielsweise Miete, Kosten für Lebensmittel und weitere Lebensunterhaltungskosten. Besteht nun eine Lücke zwischen den errechneten Beträgen und der zu erwartenden gesetzlichen Rente, sollte diese von einer privaten Altersvorsorge geschlossen werden.
Ratsam ist es, diese Schritte regelmäßig zu wiederholen. Prüfen Sie einmal im Jahr, ob Ihre Altersvorsorge Ihren Ansprüchen noch gerecht wird. Sollte dies nach Prüfung nicht mehr der Fall sein, können Sie Ihren Vertrag zur Altersvorsorge immer wieder anpassen.
Das 3-Säulen System der Altersvorsorge
Im deutschen Modell der Altersvorsorge spricht man von drei Säulen oder Schichten. In der ersten Säule steht die Basisversorgung mit der gesetzlichen Altersversorgung. Die gesetzliche Altersvorsorge ist für fast alle Erwerbstätige eine Pflichtversicherung und bildet die Grundlage der Altersvorsorge. In vielen Fällen reicht diese jedoch nicht mehr aus, um die finanzielle Absicherung des Lebensstandards im Alter zu gewährleisten. Die zweite Säule ist die geförderte Zusatzversorgung, welche die betriebliche Altersvorsorge durch den Arbeitgeber beinhaltet. Die dritte Säule stellt die private Vorsorge dar, hierzu zählen zum Beispiel Lebensversicherungen oder Fondssparpläne.
Erste Säule: Gesetzliche Altersvorsorge
Die Form Ihrer gesetzlichen Altersvorsorge hängt von Ihrem Arbeitsmodell ab:
Gesetzliche Rentenversicherung
Angestellte verfügen für gewöhnlich über eine Pflichtversicherung im staatlichen Rentensystem. Sie teilen sich diese Gruppe mit einigen als schutzbedürftig eingestuften selbstständigen Berufen, wie zum Beispiel Handwerker, selbstständige Lehrer oder Physiotherapeuten. Es ist vor allem diese gesetzliche Rente, die durch das sinkende Rentenniveau immer weniger zu einer bequemen finanziellen Lage im Alter beitragen kann. Aus diesem Grund ist eine private Altersvorsorge häufig empfehlenswert.
Berufsständische Versorgungswerke
Niedergelassene Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten und andere Freiberufler in Kammerberufen sind durch die berufsständischen Versorgungswerke pflichtversichert. Der Unterschied zur gesetzlichen Rentenversicherung liegt bei dem Umgang mit der Rente: Jeder Versicherte zahlt hier für seine Rente selbst ein, die Versorgungswerke legen die Mitgliedsbeiträge dann am Kapitalmarkt an.
Auch hier fällt es Anbietern durch anhaltende Niedrigzinsen allerdings zunehmend schwer, ihren Mitgliedern ein sicheres Rentenniveau zu bieten. Somit ist auch für Freiberufler eine im Alter ausreichend hohe Rente keinesfalls garantiert und auch diese Personengruppe sollte sich deshalb mit einer privaten Altersvorsorge auseinandersetzen.
Beamtenversorgung
Die Beamtenversorgung versorgt beispielsweise Richter, Beamte oder Berufssoldaten – also alle, die im öffentlich-rechtlichen Dienst tätig sind. In diesem Fall kommen der Bund oder die Länder für die Altersbezüge auf; häufig sind sie höher als Ansprüche, die sich aus der gesetzlichen Rentenversicherung ergeben. Mit einer Riester-Rente können Beamte aber trotzdem zusätzlich privat vorsorgen.
Arbeiten ohne Basisabsicherung
Viele Selbstständige sind weder Mitglied in einem berufsständischen Versorgungswerk, noch pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung. Da hier keine verpflichtende Absicherung besteht, sollten sich Betroffene in jedem Fall um eine private Altersvorsorge kümmern.
Zweite Säule: Betriebliche Altersvorsorge
Das grundsätzliche Recht auf eine betriebliche Altersversorgung hat in Deutschland jeder Arbeitnehmer. Bei der betrieblichen Altersvorsorge wird ein Vertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geschlossen. Vor allem in größeren Unternehmen werden Arbeitnehmer häufiger mithilfe von Zuschüssen in ihrer Altersvorsorge unterstützt. Möglichkeiten der betrieblichen Altersvorsorge sind Pensionszusage, Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds sowie Unterstützungskasse. Diese Zuschüsse werden aus dem Bruttoeinkommen des Arbeitnehmers abgeführt, vor Abzug von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, was gegenüber anderen Vorsorgeformen einen klaren Vorteil bewirkt. Allerdings wird die sogenannte Betriebsrente nachgelagert versteuert, und es werden Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherungen fällig. Wieder gilt also, dass jeder Arbeitnehmer situationsabhängig prüfen sollte, inwieweit sich diese Form der Altersvorsorge für die individuelle Zukunft eignet.
Dritte Säule: Private Altersvorsorge
Bei der privaten Altersvorsorge wird selbstständig Kapital angespart, welches für die Altersrente genutzt werden kann. Von Fondsanlagen, über Lebensversicherungen, bis hin zu Immobilen stehen Ihnen bei der privaten Vermögensbildung vielfältige Optionen offen. Zu den bekanntesten Formen zählen die Riester- und die Rürup Rente, welche staatlich gefördert werden.
Riester-Rente
Die staatlich geförderte Riester-Rente kann sich vor allem für Familien lohnen. Zusätzlich zur jährlichen Grundzulage von € 175,- für Sparer gibt es pro Kind eine Zulage von € 185,-. Für jedes Kind, das nach 2007 geboren wurde, beträgt die sogenannte Kinderzulage sogar € 300,- jährlich. Je nach Anbieter können sich Erfolge und Kosten der Riester-Rente jedoch stark voneinander unterscheiden. Um profitable Erträge zu erzielen, müssen die bestehenden Vertragsmöglichkeiten achtsam abgewogen werden.
Rürup-Rente
Die Rürup-Rente wird gefördert durch Steuervorteile. Sie eignet sich vor allem für Selbstständige und Freiberufler, die gut verdienen. Bei hohem Einkommen und hoher Steuerlast können Beschäftigte von der Rürup-Rente sogar mehr profitieren als von der Riester-Alternative. Einzahlungen in diese Rente können zu 86% als Sonderausgaben steuerlich angerechnet werden, sofern sie unter einem Maximalbetrag liegen. Aktuell (Stand 2018) beträgt dieser Maximalbetrag € 23.712,- für Alleinstehende und € 47.424,- für verheiratete Paare.
Private Lebensversicherung und Rentenversicherung
Durch die anhaltende Phase der Niedrigzinsen wenden sich immer mehr Versicherer von den klassischen Lebensversicherungsmodellen ab. Einige von ihnen bieten mittlerweile Lebensversicherungen mit anderen, neuen Garantiemodellen; viele andere setzen stattdessen auf fondsgebundene Varianten der Versicherungen. Da die klassische Methode hier etwas veraltet ist und es nun viele unterschiedliche Alternativen gibt, bietet sich eine ausführliche Beratung besonders an, bevor eine Entscheidung getroffen wird.
Immobilien
Eine alternative Möglichkeit zur Altersvorsorge stellen Immobilien dar. Besonders geeignet ist diese Methode, wenn der Interessierte selbst das betroffene Haus oder die Wohnung bewohnt, da somit an Mietkosten gespart wird. Trotzdem ist auch bei der Anlage in Immobilien Vorsicht geboten: Achten sollte man bei der Planung auf Faktoren wie die Lage und die voraussichtliche Wertentwicklung des Objekts. Auch hier lohnt es sich, Experten hinzuzuziehen.
Welche Altersvorsorge zu Ihnen passt
Sobald eine Rentenlücke ermittelt wurde, bedarf eine sinnvolle Altersvorsorge genauer Planung. Für jeden Einzelfall kommen hier unterschiedliche Möglichkeiten in Frage, denn ob eine Altersvorsorge für Sie geeignet ist hängt von vielerlei Faktoren ab, wie der Familienplanung und der Karriereform. Auch der Zeitpunkt der Planung, also wie weit Sie noch vom Rentenalter entfernt sind, spielt eine Rolle.
Was Sie zunächst eigenständig überprüfen können, ist das Ausmaß Ihrer Rentenlücke und welche Vorsorgeform (abhängig von Ihrer Berufsgruppe) für Sie in Frage kommt. Je nach Ihrer Familiensituation und Ihrem Einkommen stehen dann weiterhin mehrere vielseitige Möglichkeiten zur Auswahl. Die Entscheidung, ob Sie in eine geringere, aber dafür sichere private Zusatzrente investieren möchten, oder lieber das Risiko der Beteiligung am Aktienmarkt eingehen, liegt bei Ihnen.
In jedem Fall lohnt es, sich beraten und etwaige Pläne von einem Experten absichern zu lassen. Auch bereits bestehende Verträge können und sollten überprüft werden, damit Ihre Altersvorsorge immer weiterhin zu Ihrem Lebensstil passt. Zögern Sie nicht, sich erfahrene Meinungen einzuholen, und lassen Sie sich die nötige Zeit mit der Entscheidung. So sorgen Sie für einen entspannten, finanziell abgesicherten Lebensabend.
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